Montag, 28. Februar 2011

the others

Sie will aus diesen Traum aufwachen. Der Traum den sie ihr Leben nennen.
Sie will die Erlaubnis haben zu hoffen. Die Erlaubnis für das, was sie eine Illusion nennen.
Sie will an ihn glauben. An ihn, den alle schon längst aufgegeben hätten.
Sie glaubt, dass sie irgendwann einmal eine Liebesgeschichte schreiben darf.
Sie haben erkannt, dass er Angst hat. Angst vor ihr.
Sie wissen, dass er nicht der Typ von Mensch ist, der eine Bindung eingehen könnte.
Sie vermuten. Vermuten, dass ihre Bemühungen umsonst waren.
Sie bemerken, dass die beiden ein Weg gewählt hat, den sie gehen sollen. Gehen müssen.
Und sie wissen, sie wird lernen müssen zu sehen.
Sehen, dass sich Wege kreuzen werden. Nicht jetzt. Nicht heute. Nicht erzwungen. Nicht morgen.
Vielleicht irgendwann. Vielleicht übermorgen.

Samstag, 19. Februar 2011

envy

Ein Satz löst in ihr Zitteranfälle und Übelkeit aus.
Ein Satz beschehrt ihr nasse Augen und Bauchschmerzen.
Ein Satz verrät ihr ihre tiefsten Ängste und geheimsten Wünsche.
Sie dachte sie hätte es damals verloren. Verloren und verlernt.
Aber jetzt zeigt sich dass sie es lediglich vergessen hat.
Die Verlustängste.
Die Schmetterlinge im Bauch.
Den Beschützerinstinkt.
Die Unruhe.
Die Schlaflosigkeit.
Die Wachsamkeit.
Das Zittern.
Die Aufregung.
Die Eifersucht.
Ihre Gefühle jagten ihr Angst ein. Waren ihr beinahe unbekannt. Damit umgehen konnte schwierig werden. Sie musste lernen das Geheimnis zu akzeptieren, das jetzt so offensichtlich war.
Die Liebe.
Meine Damen und Herren. Wir haben uns heute versammelt, um die Geheimnisse ihres Lebens zu feiern. Was? Nein Steine werfen ist nicht erlaubt. Nur Blumen. Oder Geld.


Mittwoch, 16. Februar 2011

carnival II

Etwas in ihr dachte: Bitte sieh mich nicht an. Wenn du es nicht tust, kann ich mich noch abwenden.
Und etwas in ihr dachte: Sieh mich an.
Sie stand stocksteif hinter ihm. Starrte auf seinen Hinterkopf. Starrte so lange bis sie glaubte er würde sich jeden Moment umdrehen.
Sie hörte gebannt auf die Silben, die seinen Mund verließen und glaubte abzuheben.
Sie wollte ihm so viel sagen. So viel erklären.
Doch so viele ihrer Wörter gingen verloren. Sie schlüpften aus dem Mund, verloren den Mut und streiften ziellos umher. Bis sie wie trockene Blätter in den Rinnstein gekehrt wurden.
An trüben Tagen hört sie nun ihren Nachklang. An trüben Tagen erinnert sie sich nun an alle verstrichene Chancen. Alle verstrichenen Möglichkeiten.
Es war an der Zeit.
Es war an der Zeit die Ruder selbst in die Hand zu nehmen.


Samstag, 12. Februar 2011

family

Man sah sie inmitten des Wohnzimmers stehen.
Ihre Miene war ausdruckslos. Ihre Stimme monoton.
In ihren Augen sah man Traurigkeit, Abschied, Vergangenheit.
Das Glänzen war verschwunden. Ein strenger, dünner Strich formte ihre Lippen.
Sie stand hier und blickte zurück auf vergangene Tage.
Sie sah gemeinsame Familienurlaube. Sie sah lachende Gesichter. Sie sah fröhliche Kinder, die im Garten spielten, während die Eltern mit einem stolzen Lächeln auf den Gesichtern zusahen. Sie sah aufgeschlagene Knie und eine tröstende Mutter. Sie sah einen über und über mit Motoröl beschmierten Bruder, der mit einem Schraubenzieher in der Hand neben seinem Vater saß. Sie sah eine glückliche Familie.
Dann lies die jüngste Vergangenheit an ihrem inneren Auge vorbeiziehen.
Sie sah ihre Wut. Sie sah ihre Verzweiflung. Sie sah ihre Beharrlichkeit. Sie sah ihre Gedult. Sie sah ihre Kraft.
Sie sah in den Spiegel.
Sie sah ein Mädchen, das ihr plötzlich so fremd war. Sie sah ein Mädchen, das in einer Familie lebte, die nun plötzlich keine mehr war.


family

Man sah sie inmitten des Wohnzimmers stehen. Das Zentrum des Hauses.
Ihre Miene war ausdruckslos. Ihre Stimme monoton.
In ihren Augen sah man Traurigkeit, Abschied, Vergangenheit.
Das Glänzen war verschwunden. Ein strenger, dünner Strich formte ihre Lippen.
Sie stand hier und blickte zurück auf vergangene Tage.
Sie sah gemeinsame Familienurlaube. Sie sah lachende Gesichter. Sie sah fröhliche Kinder, die im Garten spielten, während die Eltern mit einem stolzen Lächeln auf den Gesichtern zusahen. Sie sah aufgeschlagene Knie und eine tröstende Mutter. Sie sah einen über und über mit Motoröl beschmierten Bruder, der mit einem Schraubenzieher in der Hand neben seinem Vater saß. Sie sah eine glückliche Familie.
Dann lies die jüngste Vergangenheit an ihrem inneren Auge vorbeiziehen.
Sie sah ihre Wut. Sie sah ihre Verzweiflung. Sie sah ihre Beharrlichkeit. Sie sah ihre Gedult. Sie sah ihre Kraft.
Sie sah in den Spiegel.
Sie sah ein Mädchen, das ihr plötzlich so fremd war. Sie sah ein Mädchen, das in einer Familie lebte, die keine mehr war.

Sonntag, 6. Februar 2011

carnival

Ihr pfeifte der Wind um das Gesicht als sie aus dem Auto stieg. Wirbelte ihre Locken durcheinander und lies sie für einen kurzen Moment inne halten.
Wenn sie heute die Vergangenheit einholt wird sie bereit sein. Endlich bereit dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Bereit ihre Gefühle nicht mehr zu unterdrücken.
Sie wird ihm in in die Augen sehen und Stärke beweisen.
Man hörte ihr Absätze auf dem Teer klappern, als sie sich zu ihren Freundinnen in die wartende Schlange stellte.
Es war Fasching, doch sie würde ihre Maske ablegen. Für diesen einen Abend.
Die Füße fingen, sei es vor Kälte oder Nervosität, an zu zittern, dann ihre Hände, die Knie, der Körper.
Warme Gedanken. Sein Körper. Seine Hände. Sein Gesicht. Seine Augen. Seine Stimme.
Man sah wie sich ihre Augen weiteten. Ihr Blick schweifte nach vorne.
Seine Stimme. Seine Augen. Sein Gesicht. Seine Hände. Sein Körper.
Er.