Donnerstag, 30. Dezember 2010

US Army

Die 4 saßen im nächstgelegenen McDonalds um ihren Hunger zu stillen, nachdem sie 2 Stunden quer durch die Stadt gelaufen waren. Stillschweigend aßen die beiden Pärchen ihr Menü. Die beiden Mädchen hätten glücklich nicht sein können. Sie blickten beide unvermittelt auf, ein Lächeln war in ihren Gesichtern zu sehen, Stolz, Freude, Zuneigung, Liebe.

Ein Laut schreckte die Freundinnen aus ihrer Trance. Einer der Jungs hatte seine Burgerschachtel mit einem Strohhalm zum Panzer umgebaut und fuhr nun damit auf seinem Tablett herum, während er kriegerische Geräusche von sich gab, gleich einem Kind.

Ja, selbst das verzeiht man ihr, der ersten großen Liebe.

via

Mittwoch, 22. Dezember 2010

dancing class

„Damenwahl!“, die Tanzlehrerin klatschte in die Hände und blickte den Mädchen mir aufforderndem Blick entgegen. Deren Blicke schweiften nach unten, zu ihren Füßen. Scham war in ihren Gesichtern zu sehen, auch ein bisschen Aufregung, nur 2 Gesichter blieben ausdruckslos, die der beiden Freundinnen.

Leer, kalt, verletzt, eine Art Schneewittchenschlaf, doch die dazugehörigen Prinzen fehlten, sie hatten sie nur Tage zuvor verlassen.

Der Grund für ihre Unlust, ihre Schlaflosigkeit, ihre Appetitlosigkeit, ihren Liebeskummer.

„Na gut, dann eben noch mal Herrenwahl!“


Freitag, 10. Dezember 2010

Jingle Bells

Sie stand bis zu den Knien im Schnee als ihr schwindelig wurde. Ihre Gedanken kreisten, mal wieder. Flocken wirbelten ihr um den orangen Haarschopf als sich anfing nachzudenken. Über so vieles, so viel Sinnloses. Ihre Gedanken schweiften ab und landeten beim perfekten Dejavu.
Ihr Herz rutschte in die Hose als sie ihn das erste mal sah. Er kam auf sie zu und umarmte sie, völlig unerwartet. Sie zuckte zusammen. Er nahm sie an der Hand und rannte in den Schutz der nächsten Bushaltestelle um den plötzlich auftauchenden Schneeböhen zu entkommen. Seine braunen Augen leuchteten ihr unaufhörlich entgegen.
Wahrscheinlich war es in diesem Moment schon um sie geschehen. Sie schlug die Augen auf, drehte sich um und stapfte zurück durch den Schnee.


Sonntag, 14. November 2010

the good old days

Ihr Großvater erzählt gerne von früher. Immer wieder kramt er neue Geschichten aus seinen imaginären Schubladen, für seine Kinder, seine Enkel. Er wurde es nie müde zu erzählen, hauchte seinen Geschichten Leben ein, macht sie zu Bildern. Heute hatte er sich für Kriegsgeschichten entschieden.
"...Schon von Weitem hörte man Panzer anrollen. Ich als 10-jähriger Junge lief mit großen Augen auf die Straße um zu sehen was dort vor sich ging. Ich bekam damals ziemliche Angst vor den Maschinen und den fremd aussehenden Menschen und rannte in den Hof zurück zu meinem Vater. Und ehe ich mich versah war einer dieser Soldaten hinter mir her, er war kaum größer als ich. Stockbetrunken hielt er mir seine Pistole an die Brust und brüllte '10 Minute...raus!'. Ich stand aufrecht und still und wagte es kaum mich zu bewegen. Sekunden kamen mir wie Minuten vor, in denen wir uns in die Augen sahen, ich mit angsterfüllten, er mit einem etwas schwummrigen, zornigen Blick. Dann lies er mich laufen. ..."
Sie sah sich um, in die Augen ihrer Familie und sah überall das gleiche...
"Ja, wir führen ein wahrhaft gutes Leben in einer annähernd friedlichen Zeit"

Donnerstag, 4. November 2010

let's dance to joy division


Wenn er sie jetzt so sehen könnte, wie sie förmlich am Fernseherbildschirm klebt und diesen Schauspieler anschmachtet der ihrer Meinung nach exakt die gleichen Gesichtszüge hat wie er.
Wenn er sehen könnte wie ihre beste Freundin neben ihr saß und ähnlich fühlte.
Wenn er sie jetzt so sehen könnte, wie sie im Schlaf seinen Namen murmelte.
Wenn er ihre Träume verfolgen könnte...
Ein perfekt herbeigeführtes Déjà-vu.
Sie stand in ihrem Zimmer an den Schrank gelehnt. Er ihr gegenüber. Ein verlegener Blick, ein Lächeln. Er versuchte sich auf den Sessel aufzustützen, der geriet aber gefährlich ins Wanken und kippte samt Junge um. Zwei erschrockene Blicke. Zwei Lächeln. Ein Kuss.
04:02 Uhr, ein Schrei, zwei lachende Mädchen, der Zombie im Film hatte sie ziemlich erschrocken.
Die Welt könnte in Ordnung sein.



Samstag, 30. Oktober 2010

streetlights

Und da sitzt sie nun, das Mädchen mit den müden Augen, um ein Uhr Nachts und weiß nicht so recht wohin. Mit den Gefühlen.
Seit Jahren irren sie in ihrem Kopf umher, sie hat es immer wieder geschafft ihnen die Geschwindigkeit zu nehmen, die Intensivität, aber nie hat sie es geschafft sie anzuhalten und sie zu verbannen.
Und jetzt gerade, im Moment, waren sie wieder da, ähnlich wie am Anfang. Überwältigten sie.
Ein nasskalter, trüber Tag lag hinter ihr und die Einsamkeit war dabei ihre Gesellschaft.
An Schlaf war nicht zu denken.
Sie saß auf ihrem schwarzen Ledersessel, sah aus dem Fenster, über die Stadt.
Die Lichter der Straßenlaternen schienen irgendwann zu verschwimmen, ganz langsam bis sie vor Erschöpfung eingeschlafen war.


Donnerstag, 21. Oktober 2010

sugarplum

"Ähm wärst du mal so lieb und würdest mich kurz durch lassen?"
Anstatt ihr aus dem Weg zu gehen dreht sich die 5.Klässlerin noch weiter in ihren Weg.
"Ähm falsche Richtung war das jetz!"
Das Tablett schwankt bedrohlich, das PannaCotta ähnliche Geschlabber landet zur Hälfte neben der Schüssel. Danke auch.
Als sich beide Freundinnen endlich einen Platz erkämpft hatten mussten sie feststellen dass das Baguette nur noch lauwarm war.
Mal wieder einer dieser Schultage, die nichts Gutes mit sich brachten.
Doch anstatt sich von lauwarmen Essen, schlechten Noten und genervten Lehrern die Stimmung verderben zu lassen grinsen sie.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

lady jane

Sie startete den Motor und schon fing das Knattern an.
Die beiden Mädchen erregten einiges Aufsehen mit dem alten VW Käfer als sie in die Hauptstraße einbogen.
"Ich muss nur noch schnell in die Bibliothek und ein paar Bücher abholen, wenn es dir nichts ausmacht?"
Aus 'ein paar Bücher abholen' wurde 'ein paar Bücher abholen, einen Kuchen im alten, überglasten Bibliotheksgarten essen und dabei die neueste Ausgabe von Burda zu studieren, bei den Jane Austen Büchern verweilen und drei DVDs ausleihen'. Dieses alte Gemäuer war fesselnd, zu fesselnd um die Mädchen wieder hinaus in die Kälte zu locken.
Ohne auf die Uhr gesehen zu haben spazierten sie trotzdem wieder durch die schwere Eisentüre, um die Ecke auf das Auto zu.
Ein blauer Zettel an der Windschutzscheibe, wegen überzogener Parkdauer lies die Mädchen inne halten.

Sonntag, 10. Oktober 2010

press play

Sie schmiss ihren Wollmantel über ihren Arm und wickelte ihren altrose Schal um den Hals.
Die Tage werden kälter und die Nächte windiger. Noch ein Blick zurück in den Hausflur.
"Ich bin dann mal weg!",
"Viel Spaß!"
Gute 20 Minuten später stand das Mädchen am Eingang des Kinos und wartete auf ihre Freundin.
Nach 140 Minuten Eat, Pray, Love, der viele Eindrücke, mitin schöner Landschaften, Lebensformen und gutem Essen vermittelte, gingen beide noch in den nächstgelegenen McDonalds um ihren Hunger zu stillen.
Das Menue des Tages: Hunger auf Leben.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

cinnamon and cloves

Während ihres Spaziergangs wurden wieder einmal Probleme ausgegraben.
Wo der Liebeskummer seinen Ursprung hat haben die beiden Freundinnen nach all den Jahren immer noch nicht entdeckt. Auch nach so vielen gemeinsamen Expeditionen den Grund, weshalb man die Schmerzen nach so langer Zeit noch spürt, nicht gefunden.
Spekulatiusduft liegt in der Herbstluft. Die Tüte raschelte, als sie erneut hineingriffen um das (viel zu frühe) Weihnachtsflair aufleben zu lassen.
Sie bogen in den vertrauten Waldweg ein, den sie schon so viele Male zuvor gewählt hatten. In Schals gehüllt saßen sie einige Minuten später auf ihrem Sandhügel und schwiegen, genossen die Stille.
Wie durch eine stumme Abmachung liesen sich beiden nach hinten fallen und rollten in voller Montur den Hügel hinunter. Lachend.

Sonntag, 3. Oktober 2010

hometown

Ein weiterer Tag zu Hause.
Es kommt ihr vor, als hätte es sich ein Wurm in ihre Gehirnwindungen gemütlich gemacht, der alles Wissen auffrisst. Mathematik, Polynomdivisionen, Graphen und Asymptoten, alles gequirlter Blödsinn.
Ihr Zimmer ist seit Tagen ein einziger Fluchtpunkt, die Geschichte, die sie ab und an mal liest ihr Traum, das Kissen ihr bester Freund und die Musik ihr Schlaf.
Das frühe Aufstehen und das Lernen bis um Mitternacht macht sie müde und selbst die Kanne schwarzer Tee erledigt ihre Aufgabe nicht mehr.
Das Fahrradfahren heute tat ihr gut, die frische Luft und die letzten Sonnenstrahlen, die das Herbstlaub bunter erscheinen liesen. Ein Lichtblick in diesen eher trüben Tagen.
Halb 8 Abends, die Straßenlaterne geht an, Zeit zum lernen.

Freitag, 1. Oktober 2010

fire in the city

Sie hält ihren frisch gefärbten, orangen Haarschopf unter den Hahn und schmeißt sich eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht. Aufwachen.
Diese Tage geht alles etwas langsamer, nicht im gewohnten Ablauf. Der Schulalltag hat sie eingeholt, das Mädchen mit den orangen Haaren, das so gar nicht in die Allgemeinheit passt. Sie will nicht mitmachen, beim Treiben im Alltagstrott. Will in die Zukunft sehen und nicht diese Matheklausur am Montag vor sich haben.
Ausspühlen. Orange. Da schwimmt sie dahin, die Farbe.
7 Uhr Nachmittags, sie trinkt den letzten Schluck Tee und fällt todmüde ins Bett.
Ihre Liste für die nächsten Tage:

To Do:
- Aufwachen
- Überleben
- Schlafen