Samstag, 12. Februar 2011

family

Man sah sie inmitten des Wohnzimmers stehen.
Ihre Miene war ausdruckslos. Ihre Stimme monoton.
In ihren Augen sah man Traurigkeit, Abschied, Vergangenheit.
Das Glänzen war verschwunden. Ein strenger, dünner Strich formte ihre Lippen.
Sie stand hier und blickte zurück auf vergangene Tage.
Sie sah gemeinsame Familienurlaube. Sie sah lachende Gesichter. Sie sah fröhliche Kinder, die im Garten spielten, während die Eltern mit einem stolzen Lächeln auf den Gesichtern zusahen. Sie sah aufgeschlagene Knie und eine tröstende Mutter. Sie sah einen über und über mit Motoröl beschmierten Bruder, der mit einem Schraubenzieher in der Hand neben seinem Vater saß. Sie sah eine glückliche Familie.
Dann lies die jüngste Vergangenheit an ihrem inneren Auge vorbeiziehen.
Sie sah ihre Wut. Sie sah ihre Verzweiflung. Sie sah ihre Beharrlichkeit. Sie sah ihre Gedult. Sie sah ihre Kraft.
Sie sah in den Spiegel.
Sie sah ein Mädchen, das ihr plötzlich so fremd war. Sie sah ein Mädchen, das in einer Familie lebte, die nun plötzlich keine mehr war.


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